STUSS
     MUND

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28.06.19 25.06.19 22.06.19 19.06.19 16.06.19 13.06.19 10.06.19 07.06.19 04.06.19 01.06.19
SCHMU WANDERUNG.

Was zuerst da war, Hardliner oder Eyeliner, steht nicht fest, aber Softliner gibt es immer noch nicht. Ganz im Gegensatz zu Softdrinks, Softeis oder Softies, die oft gar nicht so soft sind. Fest steht, dass harte Fakten nicht weich fallen und harte Kerle nicht zwangsläufig einen weichen Kern haben müssen. Als Typenbezeichnung existieren harte Weiber ja nicht, sondern nur solche, die Haare auf den Zähnen haben, was die Zähne zumindest an der Oberfläche weicher macht. Schwamm trüber, letztendlich wird das Weiche das Harte sowieso besiegen, denn selbst harte Fakten können sich verbiegen. Hart an der Grenze ist noch nicht über der Grenze und wer auf der Grenze bleiben will, hat nicht besonders viel Spielraum, denn hartes Brot und harte Matratzen muss man schon mögen. Wer mal halblang machen möchte, begnügt sich mit halben Sachen, denn die Hälfte des Himmels ist schon viel wert.

Wir gingen hinten rum und stiegen über den kleinen Wall hinterm Haus. Zwischen Wiese und Siedlung schlängelt sich ein Gras überwachsener Weg zur Landstraße. Auf der anderen Seite, der von tiefen Gräben flankierten Chaussee, bogen wir nach etwa hundert Metern wieder rechts ab, auf einen schmalen, geteerten Weg, auf dessen rechter Seite sich noch der Rest einer imposanten, von uralten, himmelhohen Bäumen überwölbten Allee befindet, die auf ein stattliches Anwesen schließen lässt, das sich einst an ihrem Ende befand. Links des geteerten Weges liegen zwei biedere Eigenheime, bewacht von beeindruckenden Hunden. Dort kann man Eier für dreißig Cent das Stück kaufen, ihre Produzentinnen und ein Truthahn tummeln sich auf einer eingezäunten Grünfläche direkt nebenan. Die Eier stehen in einem überdachten Regal am Straßenrand zum Verkauf und die Anwohner vertrauen auf die Ehrlichkeit der vorbeikommenden Spaziergänger. Auf der rechten Seite des Weges liegt ein klassischer Hippiehof, dessen musikalische Ausschreitungen in manchen Nächten bis in die Siedlung zu hören sind, begleitet vom Bellen ihres Hundes. Dahinter beginnt der Hohlweg, beidseitig von wucherndem Gebüsch und Bäumen bestanden. Holunder, Vogelbeeren und wehrhafte Brombeergestrüppe, Weidenröschen, Schafgarbe, hüfthohe Brennnesseln, Disteln, Waldreben, Efeu und Gräser. In den Kronen der Bäume rauschte der Wind und wo die grüne Wand sich öffnete, wehte er uns fast um. Über den Himmel wälzte sich eine grauweiße Wolkendecke und filterte das Sonnenlicht, bis der Horizont diesig verschwamm. Aus dem Teerweg wurde eine alte Spurbahn, deren Platten schon lange von den Wurzeln der Bäume aus der Spur gehoben worden waren. Der Wind rauschte immer lauter und auf der Koppel an der ersten Weggabelung hatten die Pferde, aus nur ihnen ersichtlichen Gründen, Streit. Eine Krähe starrte uns lange an bevor sie über den Weg hüpfte und im Gebüsch verschwand. An der zweiten Weggabelung wurde der Horizont weiter und ganz am Ende des Weges wurde der Horizont fast so endlos wie im Land direkt am Meer. Auf einer riesigen Wiese tummelten sich Pferde, als wären sie frei. Wenn man sich wieder umdreht, schaut man auf das Zaubergesicht des letzten Baumes am Hohlweg, der mindestens fünf Stämme hat und uralt sein muss. Ein Baum in dessen Gabelungen man sich setzten kann und weg fliegen, durch den grünen Tunnel des Hohlwegs direkt ins Elfenreich. 1972 veröffentlichte Ursula K. Le Guin einen Fantasy Roman mit dem Titel „Das Wort für Welt ist Wald“. Der Roman handelt von einem mit Wald bedecktem Planeten, in dem alle Lebewesen symbiotisch mit diesem Wald verbunden sind. Diese Symbiose wird empfindlich gestört durch menschliche Kolonialisten unseres Heimatplaneten, die in ausbeuterischer Absicht auf dem Waldplaneten eingefallen sind. Auch in Europa war das Wort für Welt einst Wald und dieser Wald wurde in großen Teilen vernichtet. Rund ums Mittelmeer verödeten die Hügel und ihre Wasser speichernden Bewohner landeten als Schiffe auf dem Meer. In Mittel und Nordeuropa wurden riesige Eichensümpfe trocken gelegt, um Ackerbau und Viehwirtschaft zu treiben und auch ihre, oft viele hundert Jahre alten Bewohner wurden verbaut oder verheizt. Der Wald war gefürchtet, undurchdringlich und geheimnisvoll, bewohnt von magischen Wesen, Gesetzlosen und Räubern und er war schon lange vor den ersten Menschen da, als das Wort für Welt noch Wald war.

Das etwas heiß ist, heißt nicht, dass es gut ist.

ZUCKER TRUPPE.

Spinn Zuge der Trübertragung der lallgemeinen Werte, arbeit das Wetter ja nun auch im Akkord und produziert einen Rekord arsch dem anderen. Dann doch lieber den ewigen April, unausgewogen laber spinn mittlerem Bereich, aber die Mitte ging schon lange verloren und von den Rändern zieht Unheil auf. Tropische Nächte mögen bitte in den Tropen bleiben und sich nicht in die steinernen Zonen nördlich gelegener Großstädte verirren. Das Wünschen noch nie geholfen hat, hat feemotz noch nie das rauschgeprägte Wunschdenken moderner Wünschelrutengänger verhindert und selbst wenn die Pizza wunschgemäß geliefert wird, schmeckt sie noch lange nicht. So wünsche ich mir denn Regen, jede Nacht von zehn Uhr abends bis vier Uhr in der Früh, denn was die Bäume freut, hält auch die Straßen meines Reimartviertels frei von dunem Gelaber und die Kakophonie des Flachsinns weicht vielfältiger Regenmusik.

Viel steht nicht mehr auf Alsen, dort wo einst die stolzen Ruinen des singenden Zementwerks, wild überwuchert von Mutter Erdes buntem Sommerkleid und noch bunteren Graffiti, vor sich hin träumten, wo Eulen wohnten, wird das Auge erst mal vom Plastik der Verkaufshallen dominierten Konsumkultur beleidigt. Hinterm Futterhaus ist dann Schluss und die Wildnis beginnt. Drei Hasen querten den Weg zum Kessel der Wiedergeburt und üppig leuchtete uns das Gelb wilder Blumen an, durchsetzt von den hohen Büscheln des schmalblättrigen Weidenröschens. Tausendschöne Gräser säumten den Wegesrand und im wuchernden Gebüsch das vielstimmige Konzert der Vögel. Drei Jugendliche auf Geländerädern überholten uns, schauten einmal in den Kessel und drehten wieder um. Über uns brummte ein Flugzeug. Dann kehrte die nur von den Stimmen der Vögel unterbrochene Stille zurück und wir waren allein. Im Kessel stand, wie fast immer Wasser und am dunkelblauen Himmel die Vorboten eines Unwetters. Die große, schwarze Göttin auf der Mittelsäule ist mittlerweile ziemlich verwittert, aber die Wände des Kessels sind wieder bunt. Ich suchte mir ein trockenes Inselchen und dann begrüßte ich das Volk der Guten und der Schönen zum zwanzigsten Mal. Die Grenze wurde dünn und die Wände zwischen den Welten durchlässig. Ein Vogel sang mit mir und alle kamen. Könige und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen, Grafen und Gräfinnen, Dämonen und Dämoninnen, Diebe und Diebinnen, in der Dunkelheit und unterm gleißenden Licht der Sonne, Hexer und Hexen, Heiler und Heilerinnen, Seher und Seherinnen, Schelmen und Schelminnen, Troubadoure und Troubadourinnen, Wegelagerer und Wegelagerinnen, Vagabunden und Vagabundinnen ihrer Welten. Giftig, gütig, gnädig. Vom tiefblauen Himmel tröpfelte es ein wenig und dann noch ein bisschen mehr, aber als ich Octavia, die große Königin der Musik anrief, tröpfelte es schon nicht mehr und das Unwetter zog weiter Richtung Westen. Ich weiß nicht ob es mir zufliegt, oder ob ich mit dem Text fliege, aber am Mittsommertag ist im Kessel alles heil und rund, im Himmel wie auch auf Erden. Floras Feste. Diesmal widmete ich den Text meinem Freund Mark, der viel zu früh über die Grenze zwischen den Welten gegangen ist. In Spirita Santa Flora. Dann zog der Zug uns durch das magische Licht der Mittsommerdämmerung zurück nach Hamburg. Golden schimmerten Mutter Erdes Haare auf den Kornfeldern und wie vom Himmel gefallene Sterne leuchteten die weißen Blüten des Holunder im tiefen Grün der Knicks und Bahndämme. Schwarzbunte, Pferde und Schafe auf den Wiesen und beim Waldstück hinter Herzhorn langhaarige Galloways. Immer wieder Birken und Kopfweiden, endlos lange Schatten, Fasanen, Fischreiher, kleine Raubvögel und Katzen auf der Jagd. Baumreihen am Horizont, Kosmen in den riesigen Kronen der alten Kastanien, mittendrin eine Bärenklau Kolonie, wie aus einer anderen Welt gefallen. Ein paar einsame Blumen auf den abgeräumten Flächen der Gärtnereien um Elmshorn. Zauberisch nur noch von Wasser überflutete, verwunschene Winkel zwischen Eisenbahn und Autobahnbrücken und dann die Lichter der Stadt.

Seinen Schatten kann man nicht hinter sich lassen.

HOSEN KRIEGE.

Das A-Hörnchen und B-Hörnchen sich nicht immer ganz grün waren, tut dem grünen Feezanken ja noch keinen Abbruch, aber das U-Boote keinen G-Punkt kennen, könnte furzrausch kritisch werden. Wir leihen uns ein B-Picture und bleiben stur auf der A-Linie, denn wo X-Men gerne ins schleudern kommen, feiert die U- Musik fröhliche Ohrstände. So kommen Satansweiber zu Saubermännern und Kuhglocken auf die Insel der Seeligen. Fröhlich grüßt die KI von nebenan, selber machen war gestern und der Drucker übernimmt, denn Druck muss sein. Motzlalledem sind seltene Erden keine seltenen Arten und weniger ist ganz bähstimmt nicht das neue Spiel. Desillusioniert trennt sich das Geld vom Spielgeld und bleibt doch Spielgeld, bis das Spiel aus ist. Den Schreck lassen wir den Mäusen, die Überraschung dem Überfall und wo das Fass überläuft, ist noch lange nicht Fastnacht. Fabeltiere wissen das.

An den folgenden Abenden fuhr ich runter zur Promenade, machte einen großen Bogen um Henrys Stammpub und besuchte vorzugsweise Diskotheken in denen ich nie mit ihm zusammen gewesen war. Ich tanzte ausgiebig, ließ mich zu Zigaretten und bunten Säften einladen, flirtete auch ein bisschen, fürs Selbstbewusstsein, aber im Grunde genommen war ich gar nicht mehr darauf aus noch jemanden kennen zu lernen, denn ich vermisste Frederic doch ein wenig. Katrin traf sich am Freitag nochmal mit Henry, die beiden hatten ganz offensichtlich Gefallen aneinander gefunden und am Sonnabend Vormittag, als wir in unserm Gastzimmer ausschlafen durften, gestand Katrin mir, dass sie mit Henry in Verbindung bleiben wollte. Ich hatte nichts dagegen. Katrin reiste einen Tag vor mir ab und als ich dann am nächsten Tag mit gepacktem Rucksack vorm Haus stand, war meiner Gastmutter die Erleichterung, über meine bevorstehende Abreise durchaus anzusehen. Mein Gastvater, wie immer im Feinrippunterhemd mit Zigarette im Mundwinkel, flankiert von seinen Schrauberfreunden, verabschiedete mich mit den Worten, dass er mich niemals vergessen würde, denn so eine Sprachschülerin wie mich, hätten sie noch nicht beherbergt. Ich nahm es als Kompliment. Als ich wieder zu hause war, dachte ich noch viel an Frederic, aber ich rechnete nicht wirklich damit, das er sich noch mal bei mir melden würde. Ein paar Wochen später lag dann ein Brief von Frederic auf meinem Schreibtisch, den ich mir von einer Schulfreundin Maike übersetzten lassen musste, da er auf Französisch verfasst war. Der Brief war sehr romantisch und voller glühender Liebesschwüre, aber es war überhaupt nicht so romantisch, den Brief von Maike übersetzen zu lassen, trotzdem fühlte ich mich sehr geschmeichelt. Ich schrieb Frederic einen Antwortbrief auf Englisch, nicht sehr perfekt und hoffte sehr, dass er diese Anregung übernehmen würde. Das nächste Schreiben aus Frankreich war dann tatsächlich auch in ziemlich holperigem Englisch verfasst, immer noch sehr romantisch und obendrein spielte Frederic anscheinend mit dem Gedanken mich zu besuchen. Ich antwortete nicht ganz so leidenschaftlich, wie Frederic mir geschrieben hatte, denn das Leben ging ja schließlich weiter und ich hatte mir in CHEYENNE CLUB einen lang lockigen Verehrer aus Elmshorn angelacht. Mit Michi konnte ich nicht nur knutschen, wir lagen auf einer Wellenlänge und konnten super gut quatschen. Hinzu kam, dass ich damit rechnen musste, dass weder meine Mutter, noch mein Stiefvater besonders begeistert reagieren würden, wenn mein Besuch aus Frankreich, ganz selbstverständlich davon ausgehen würde bei mir, in meinem Zimmer zu übernachten. Dann besuchte Michi mich und meine Mutter fand ihn wirklich nett, aber im nächsten Brief aus Frankreich machte Frederic Ernst, er wollte wirklich nach Deutschland kommen. Mir blieb nichts anders über, als meine Mutter über den bevorstehenden Besuch meines Freundes aus Frankreich in Kenntnis zu setzten. Sie war nicht wirklich begeistert, aber Frederic abzusagen kam auch nicht in Frage. Notgedrungen funktionierte sie ein kaum benötigtes Bürozimmer zum Gästezimmer um, womit sie das Problem von Frederics Schlafplatz elegant umschiffte, aber dafür, dass ich mich weiterhin mit Michi traf, fehlte es ihr an Verständnis. Ich tat es trotzdem.

Gurken brauchen keine Truppe.

PROZENT KRÄTZE.

Schon spinn der mauen Verszeit war Sesshaftigkeit Luxus, der dem Überfluss der Ressourcen entsprang und Mobilität die Schwester des Mangels. Schmollkommen bähnebelt eiern die Arschfahren des Mangels spinnermotz schäm Gewinnstreben zinkerher und halten sick vers die Speerspitze der Evolution. So bleibt schön blöd denn ganz schön blöd und die Macht spinn den Händen der Ressourcen Vershalter. Wir pissen in den Pott und schmeißen eine Runde, mit dem Kopf im Sand kommt fun laber nicht weiter und nur der Wind in den Haaren, weiß wohin er weht. Haarspalter füllen ihr Säckel, aber auf den Zähnen der Zeit wächst kein Gras und wer in des Teufels Küche kommt ist gut bähraten, seiner Großmutter kein goldenes Haar zu stehlen. Stille Wasser sind motzdem nicht tief, sondern meistens faulig, aber Töne die in die Stille fallen, klingen lange nach und Hexenschüsse kann man sowieso nicht kaufen.

Was mich außerdem sehr irritierte, war die extrem hohe Tonlage sämtlicher Engländerinnen, denen ich bisher begegnet war. Im Gegensatz zu ihren Männern sprachen sie fast schmerzhaft schrill und hoch und völlig anders als meine Englischlehrerin. Auch mein Nachhilfelehrer, der zwischen meinem dreizehnten und vierzehnten Lebensjahr, auf Wunsch meiner Eltern, dafür gesorgt hatte, dass meine Englischnote sich verbesserte und mir nebenbei allerhand Wissenswertes über den Umgang mit Lehrern beigebracht hatte, hatte mich nicht auf dieses Phänomen vorbereitet. Sein Englisch war eher tief und sonor gewesen und er hatte mich auch dazu angehalten, in einer eher tieferen Tonlage zu sprechen. Sei größter Verdienst bestand jedoch darin, dass er dafür gesorgt hatte, dass ich, zumindest im Jahr des Nachhilfeunterrichts regelmäßig Vokabeln lernte und noch viel wichtiger, wie man einem guten Eindruck beim Lehrpersonal hinterlässt. Seiner Ansicht nach war die erste Stunde, in der die Lehrperson vor eine neue Klasse trat entscheidend. Er forderte mich dazu auf, mich in der ersten Stunde möglichst mehrfach mit konstruktiven Beiträgen zu Wort zu melden, was bewirken würde, dass die Lehrkraft sich meinen Namen, verbunden mit einem positiven Eindruck merken würde. Er schilderte mir die Situation aus seiner Sicht, der des Lehrers und wies mich darauf hin, dass es nicht so einfach sei, sich zwischen dreißig und fünfunddreißig und manchmal auch noch mehr neue Namen zu merken, aber wer in der ersten Stunde positiv auffallen würde, hinterließ im allgemeinen einen bleibenden Eindruck. Ich beherzigte seinen Rat fortan und fuhr gut damit. Teilnahmslos im Unterricht herum zu sitzen hielt er fast für noch schädlicher, als zu fehlen und forderte mich dazu auf, dass wenn ich schon anwesend sei, mich auch einzubringen, ein Rat den ich ebenfalls beherzigte und dafür dann auch gerne mal ein paar Stunden ausfallen ließ. Beim Lunch tat Katrin so, als wäre überhaupt nichts gewesen und ich musste mich gedulden, denn wir waren angehalten in Anwesenheit unserer Gastmutter nicht Deutsch zu sprechen. Oben in unserem Zimmer erfuhr ich dann erst mal, dass Henry ja wirklich sehr nett sei, er hatte Katrin natürlich zum Bus gebracht und auch nicht weiter nachgefragt, als sie ihm erzählte, dass ich unerwarteterweise verfrüht abreisen musste. Ich war sehr erleichtert, aber als ich hörte, dass Katrin und Henry sich am Freitagabend nochmal treffen würden, auch ein wenig enttäuscht, dass er sich so schnell getröstet hatte, obwohl mir das ja eigentlich gar nicht zustand. Das Katrin mich einfach hatte warten lassen, erwähnte sie nicht und ich fragte auch nicht nach. Immerhin erfuhr ich, dass meine Begegnung mit Henrys Freund vorm Pub, irgendwie untergegangen war und ich brauchte nun nur noch darauf achten, dass ich Henry in den letzten Tagen meiner Sprachferien nicht aus versehen nochmal über den Weg lief. Den Abend verbrachten wir zusammen in unserem Zimmer, mir war noch nicht nach neuen Abenteuern auf der Amüsiermeile und Katrin musste sowieso früh aufstehen. Frederic fehlte mir sehr und ich nutze die Gelegenheit und ich überschüttete Katrin mit schwärmerischen Schilderungen meines französischen Freundes, bis sie irgendwann einschlief.

Das die Post abgeht, heißt nicht, dass sie auch ankommt.

SEICHTSTELLUNG.

Motzwohl es ein langer Weg war, fromm der Klimakatastrophe zum Klimawandel, ist und bleibt die Sonne nur Zeuge. Reintzickundlallreim entscheidend ist, wie katastrophal der unaufhaltbare Klimawandel sich schmollzieht. Klimaskeptiker ziehen sich in ihr Mikroklima zurück, laber weder Mikroben noch Mikroplastik halten sich fun solchen Mikrozonen zurück. Makromäßig wirrt das schlichtweg trüberwältigend und der ewige Sommer narrt ganz bähstimmt. Wer denn nun noch in den Sommerurlaub fährt, moser gar fliegt, hat gar nichts bähgriffen und wird auf dem Schlichthaufen der Klimageschichte flunkergehen. Lalldieweil wird in der Klimaküche das Wetter gebraut und Klimasünder müssen die Klimazone wechseln, denn seit der Klimarat in der Klimaklemme steckt, hilft nur noch die Wetterfee. Wirr kaufen oms reime Klimaanlage und lassen das Klima Klima sein, weil es selbst in der Klimakammer bei sich bleibt.

Ziellos lief ich durch die triste Siedlung, bis mir aus einem Vorgarten enthusiastisch zugewunken wurde. Ich winkte zurück und stellte fest, dass es sich bei der winkenden Person um einen der Schrauberfreunde meines Gastvaters handelte, den ich vor kurzem kennen gelernt hatte. Er winkte immer weiter und rief etwas, was ich nicht verstand, aber dann kam er auch schon zum Zaun und lud mich ein, sein Grundstück zu betreten. Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, aber es war immer noch besser, als weiter ziellos durch den Nieselregen zu laufen. Obwohl die Häuser auf den ersten Blick alle ziemlich gleich aussahen, fiel mir doch auf, dass das Anwesen des gastfreundlichen Schraubers lange nicht so gepflegt wirkte, wie das Haus meiner Gasteltern. Im Vorgarten lagen allerhand undefinierbare Ersatzteile herum, die Fensterrahmen wirken ziemlich antik und dem Haus hätte ein neuer Anstrich sicherlich gut getan. Zwei kleine, übergewichtige Hunde stürzten kläffend auf mich zu, bis sie von einer noch erheblich übergewichtigeren Matrone, die ihnen aus dem Haus gefolgt war, zurecht gewiesen wurden. Mit ihrem geblümten Morgenrock, den Lockenwicklern im Haar und einer Zigarette im Mundwinkel, die dort anscheinend genauso fest geklebt war, wie die meines Gastvaters, war sie das komplette Gegenteil meiner Gastmutter. Der Schrauberfreund meines Gastvaters stellte mich vor und dann baten die beiden mich auf eine Tasse Tee in ihre unordentliche, mit abscheulichen Plastiknippes voll gestellte aber gemütliche Küche. Die dicke Lady war sehr neugierig und während sie eine Zigarette nach der anderen rauchte, stellte sie mir einen Haufen Fragen, die sich hauptsächlich um meine Gastmutter, ihren Tagesablauf, ihre Wohnungseinrichtung und ihre Haushaltsgeräte drehten. Ich beantwortete die Fragen so gut ich konnte und so gut wie ich sie verstand und mir wurde langsam klar, dass sich meine Gastmutter anscheinend nicht nur bei mir unbeliebt gemacht hatte. Außerdem war die Siedlung anscheinend in zwei Hälften gespalten, dort von Sprachschüler beherbergt wurden, entstand um den Preis eingeschränkter Privatsphäre bescheidener Wohlstand, der sich in Renovierungsmaßnahmen, neuen Einrichtungsgegenständen und Haushaltsgeräten manifestierte. Nachdem die Neugierde meiner Gastgeberin endlich befriedigt war, forderte sie ihren Gatten auf nochmal Tee zu kochen und erzählte sie eine ziemlich komplizierte Geschichte, die anscheinend davon handelte, dass mein Gastvater es in seinen jungen Jahren mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen hatte, wofür sie volles Verständnis hatte. Ich wusste nicht so recht was ich dazu sagen sollte, ein bisschen peinlich war mir die Gehässigkeit meiner Gastgeberin schon und nachdem ich noch eine Tasse Tee getrunken hatte, verabschiedete ich mich unter dem Vorwand, eine dringende Angelegenheit an der Sprachschule erledigen zu müssen. Die kleinen Hunde kläfften noch eine ganze Zeit hinter mir her. Als das hysterische Kläffen endlich verstummt war und ich mich außer Sichtweite befand, musste ich erst mal tief Luft holen, meine Gastmutter tat mir fast schon leid, soviel Bösartigkeit hatte sie nun auch nicht verdient. Wieder fing es an zu nieseln und ich schlenderte gemächlich unter meinen Regenschirm durch die Siedlung, wobei ich zum ersten Mal auf die unterschiedlichen Erhaltungszustände der Häuser achtete. Wenn mich nicht alles täuschte, wurden mindestens in einem Drittel der Anwesen Sprachschüler beherbergt.

Wer das Klima nicht ehrt, ist des Klimas nicht wert.

SAFT DEMONSTRATION.

Trash ich mich schon seit längerm frage ist, was die Ökopartei spinn meiner feeliebten Reimartstadt eigentlich leistet, außer dem persönlichen Beitrag zur Trüberbähvölkerung ihrer omübersehbaren Verssitzenden. Erst war da nichts, fun war da Babypause und dann war da wieder nichts. Widerlegt ist damit auf jeden Fall, das von Nichts Nichts kommt. Wie bitte ist es zu rechtfertigen, dass ein nicht gerade unwesentlicher Teil des Wohnraums, fieser meiner feeliebten Reimartstadt, reimfach geckentfremdet wird, furz Airbnb. Wie ist es möglich, ächst im so spiel reaktionärerem Bayern Wohnungen gerade mal vier Wochen spinn fieser Art zweckentfremdet werden fun, laber spinn reimer grünen Hochburg, trüber reim halbes Jahr? Gier sind die Grünen rausch jeden Fall die besseren Neoliberalen, denn wer Grün mit Gelb mischt, rückt näher an Gelb heran, laber gelbe Gefahr nennt man es motzdem nicht.

Besessen von dem Gedanken so schnell wie möglich außer Reichweite von Henry und seinen Freunden zu kommen, lief ich etwas kopflos durch die Straßen. Katrin war mir erst mal egal, so entspannt wie sie inmitten von Henrys Kommilitonen gesessen hatte, würde sie bestimmt jemanden auftun, der sie bis zur Bushaltestelle bringen würde und von da aus konnte sie dann auch alleine zurück finden. Ein bisschen empört war ich schon, das hatte ich nun wirklich nicht von Katrin gedacht, aber irgendwie war es auch komisch und viel mehr Sorgen machte mir die Begegnung mit Henrys Kommilitonen vorm Pub, die meine ganze schöne Geschichte zum Einsturz bringen konnte. Zu ändern war das nun allerdings nicht mehr und nachdem ich wieder einen halbwegs klaren Kopf hatte, machte ich mich auf den Weg zu Frederics und meiner Stammdisco, in der wir uns kennen gelernt hatten. Als ich ankam war Frederic schon da und nach einer stürmischen Begrüßung zogen wir uns in eine ruhige Ecke zurück und hielten lange Händchen. Zu meinem großen Entsetzen gestand Frederic mir dann, dass er am nächsten Tag abreisen müsste. Er schwor mir seine Liebe und dass er mich unbedingt in Deutschland besuchen wollte, was ich für eher unwahrscheinlich hielt. In der Disko wollten wir nicht mehr bleiben, ein bisschen intimer sollte unser letztes Rendezvous schon sein und so machten uns auf zu einem langen Abschiedsspaziergang. Unter der Unterführung, wo wir uns zum ersten Mal geküsst hatten, kramte Frederic wieder eine Tüte hervor, die wir erst gemeinsam rauchten und dann nochmal leidenschaftlich knutschten. Nach einem endlosen Spaziergang durch die nächtlichen Straßen, wobei ich immer darauf achtete, dass wir uns nicht in die Nähe von Henrys Stammpub bewegten, brachte Frederic mich zur Bushaltestelle und ließ sich meine Adresse geben. Dann schenkte er mir, zusammen mit seiner Adresse ein etwas angeknittertes und nicht ganz scharfes Photo, auf dem er zusammen mit seinem Vater im strahlendem Sonnenlicht Frankreichs, vor einem weiß getünchten Gebäude, dem elterlichen Weingut, zu sehen war und ich musste ihm versprechen, ein Photo von mir nach Frankreich zu schicken. Er schwor mir nochmal, mir zu schreiben und mich in Deutschland zu besuchen, wir knutschten bis der Bus kam, dann stieg ich ein und Frederic blieb zurück. Es war schon fast hell, als ich im Haus meiner Gasteltern ankam und Katrin schlief tief und fest in ihrem Bett. Als ich mich nach kurzem Schlaf hoch quälte, um meiner Gastmutter bei ihren häuslichen Verrichtungen nicht im Wege zu stehen, fiel mir siedend heiß ein, dass es wohl möglich nicht besonders ratsam wäre, zum Strand runter zu fahren, um dort noch eine Runde weiter zu schlafen, denn offiziell war ich ja gestern abgereist. Meine Laune sank unter Null, die Vorstellung wieder in der tristen Siedlung umher zu laufen war einfach deprimierend und nicht mal die tägliche Duschorgie brachte mich besser drauf. Nach Tee und Toast mit Orangenmarmelade und einem etwas ausgedehnterem Schwätzchen mit meinem Gastvater, der ausnahmsweise mal zu Frühstück da war, komplimentierte meine Gastmutter uns aus der Küche, indem sie ihrem Gatten eine Besorgung auftrug und mir einen einen ziemlich unfreundlichen Blick zukommen ließ. Mit einem Regenschirm bewaffnet verließ ich das Haus.

Wer straft, wird auf der Strecke bleiben.

ZORN STEIN.

Trash fun zum Cornern keine Ecken braucht, muss nicht diskutiert werden, laber reime feewitzte Versarschung der Omwohner braucht es schon. So ging der kahlköpfige Zwergenkönig meiner feeliebten Reimartstadt, ja spinn die höheren Sphären der Tratschverswaltung und entzog sich jeglicher Verantwortung, für die Gewaltorgie im Schatten seines schönen Feeranzig Festes. Sicher ist nur, im Lehmweg wird ganz bähstimmt nicht gecornert, laber hier helfen nur noch fest geschlossene Mehrfach Scheiben, denn das Dunvolk unten auf der Straße schlägt gnadenlos schmu. Erst rollen sie mit irren Rollkoffern zu den entmieteten Wohnungen, in denen kein Mensch mehr wohnt, um furz daarsch die Straße zur Partyzone zu machen. Wir ziehen die Spaßbremse und schießen mit Spaßkanonen auf Spaßmacher bis der Spaß aufhört, denn Spaßmaßnahmen machen wirklich keinen Spaß mehr.

Nach dem Dinner machten wir uns auf den Weg runter zur Promenade. Erstaunlicherweise hatte Katrin, die sonst eher sehr schlicht gekleidet war, sich ziemlich aufgerüscht. Anstatt der obligatorischen Jeans trug sie einen moderat kurzen Minirock und hatte sich sogar die Augen geschminkt. Im Bus instruierte ich sie nochmal mit der Story, warum ich überraschend hatte abreisen müssen und bat sie darum Henry meine herzlichsten Grüße auszurichten. Unten an der Promenade angekommen zeigte ich ihr aus sicherer Entfernung den Pub, vor dem Henry und ich verabredet waren, wies sie auf Henrys hüftlange rote Locken hin, die ihn unverkennbar machten und dann verabredeten wir uns vor einem Fisch und Chips Imbiss in einer etwas abgelegenen Seitenstraße, wo wir uns eine Stunde später treffen wollten, damit ich Katrin noch zum Bus zurück bringen konnte. Als ich eine Stunde später beim Imbiss eintraf, war weit und breit nichts von Katrin nichts zu sehen. Die Zeit verging, ich rauchte eine Gauloise nach der anderen, wehrte ein paar Kontaktanbahnungsversuche ab und wurde zunehmend nervöser und als eine weitere Stunde vergangen war, fing ich an mir richtig Sorgen zu machen. Wenn Katrin sich nun verlaufen hatte, oder an die falschen Leute geraten war, was ich mir aber überhaupt nicht vorstellen konnte, schließlich hatte sie bisher keinen Funken Abenteuerlust gezeigt und eigentlich musste sie nach all den Sprachkursstunden auch in der Lage sein, auf Englisch nach dem Weg zu fragen. Ich beschloss zum Pub zu gehen und vorsichtig nachzuschauen, vielleicht würde Katrin mir ja auch auf dem Weg begegnen. Vorm Pub standen ein paar Leute, aber weder Henry noch Katrin und glücklicherweise auch keiner von Henrys Kommilitonen. Es war nicht einfach und auch nicht ganz unauffällig, durch die ziemlich zugehängten und plakatierten Fensterscheiben des Pubs zu spähen, aber ich gab mir alle Mühe und dann sah ich Katrin tatsächlich. Mit einer Cola vor sich, saß sie inmitten von Henrys Freunden und amüsierte sich unübersehbar gut. In diesem Moment steuerte auch Henry den Tisch an und ich wich erschrocken von der Scheibe zurück. Fast wäre mich mit einem der Gäste vorm Pub zusammen gestoßen und wie es nun weiter gehen sollte wusste ich nicht. Für Katrin war ich eigentlich nicht mehr verantwortlich, irgendwie fühlte ich mich fast verraten und außerdem wartete Frederic schon seit einiger Zeit auf mich. Kurzerhand beschloss ich Katrin ihrem selbst gewähltem Schicksal zu überlassen, als ich freundlich von der Seite angesprochen wurde, einer von Henrys Kommilitonen, war aus dem Pub gekommen und hatte mich erkannt. Anscheinend hatte er nicht wirklich mitbekommen, was Katrin Henry erzählt hatte, denn er ließ sich lang und breit darüber aus, wie nett meine Mitschülerin sei. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, mir wurde siedend heiß und ich fing an zu reden, bis mir fast schwindlig wurde von meinem eigen Gerede. In den Pub konnte ich auf keinen Fall gehen, aber einfach weg gehen ging auch nicht. Es ging mir gar nicht gut und ich bat Henrys Kommilitonen darum, mir ein Glas Wasser zu besorgen. Als er im Pub verschwand, ergriff ich meine Chance und verschwand um die nächste Ecke.

Was einem durch die Lappen geht, braucht man nicht mehr weg wischen.

FEE ZENTRALISIERUNG.

Kreuzfahrer gibt es ja nun nicht erst seit der letzten Jahrtausendwende, sondern schon seit der Jahrtausendwende davor. Moderne Kreuzfahrer haben den sichtbaren Blutvergießen feemotz abgeschworen und was sie vernichten, dass sehen sie nicht. Aus den Augen, aus dem Sinn, die Hohnsklaven im Bauch ihrer gigantischen, schwimmenden Spaßbomber, sollen mal lieber dankbar sein, dass sie trüberrausch arbeiten dürfen und was die Omweltschäden fieser schwimmenden Abgasschleudern und Müllmonster bähtrifft, noch trifft es oms nicht. Laber schalk, flenn Luft und Wasser sind globaler motz flenn die Wirrkraft und irre Rauschwirkungen. So bleibt es denn ein Kreuz mit dem Kreuz und nicht nur mit dem, trash wirr lalle Jubeljahre mal an der wichtigen Stelle machen dürfen. Wer denn immer noch nicht genug hat, kreuzt Äpfel mit Birnen und wartet auf das Kreuzdonnerwetter, das mit Sicherheit kommt.

Der graue Himmel und das trübe Wetter passten blendend zu meiner Stimmung und während ich auf den Bus wartete fing es leicht an zu nieseln. Spontan beschloss ich nicht runter zur Promenade und zu Strand zu fahren, müde war ich sowieso nicht, da ich ausnahmsweise mal relativ früh zu Bett gegangen war. Um in mein gastliches Feriendomizil zurück zu kehren, war es allerdings noch zu früh, denn dort tobe sich meine Gastmutter noch mit ihren Reinigungswerkzeugen aus und wahrscheinlich verbesserte der feuchte Teppich im Badezimmer ihre Laune auch nicht. Mit einem Regenschirm bewaffnet, am Strand hatte ich ihn auch schon benötigt, lief ich ziellos durch die Straßen der Siedlung und die triste Gleichförmigkeit der Häuser verbesserte meine Laune nicht gerade. Das abendliche Treffen mit Henry stand mir total bevor, was sollte ich ihn bloß erzählen, mir fiel kein Grund ein, wie ich ihm erklären konnte, dass ich unser Verhältnis beenden wollte, außer dem wahren Grund, dass ich mich in jemand andern verliebt hatte, was ihn bestimmt total verletzen würde. Er war so freundlich zu mir gewesen und hatte mich seinen Freunden voller Stolz vorgestellt, ich fühlte mich sehr schlecht und am liebsten wäre ich der Situation einfach aus dem Weg gegangen, aber das wäre nicht weniger verletzend für Henry gewesen. Außer das er so zurückhaltend gewesen war, konnte ich ihm nichts vorwerfen, es war fatal. Endlich kam mir die zündende Idee, ich würde Katrin bitten zu unserem verabredeten Treffpunkt zu fahren, um Henry zu erzählen, dass ich überraschend nach Deutschland zurück kehren musste, weil meine Großmutter schwer erkrankt war. Mir fiel ein Stein vom Herzen und mittlerweile war es auch Lunchtime geworden und ich konnte mich wieder richtig auf den leckeren Apple Pie mit Vanillesoße freuen. Beim Lunch im mit kitschigen Nippes großzügig dekoriertem Wohnzimmer, flankiert von einer Kaminattrappe, in der ein künstliches Feuer flackerte, verbreitete ich gute Laune und hoffte inständig, dass es mir gelingen würde, Katrin von meiner Aktion zu überzeugen. Das Essen zog sich länger als gewohnt hin, denn der Sohn unserer Gasteltern war zu Besuch. Unsere Gastmutter war sichtlich stolz auf ihren Sprössling, der sich redselig über seinen Job als Kellner in einem Amüsierpalast auf einer der Seebrücken ausließ und ich saß wie auf Kohlen, bis das Essen endlich beendet war und mein Gastvater sich mit seinem Sohn aufmachte, weiter am Motorrad zu schrauben. Oben in unserem Gastzimmer hielt ich mich dann auch nicht lange mit einer gewundenen Erklärung auf, sondern fiel gleich mit der Tür ins Haus. Wie ich schon vermutet hatte, war Katrin wenig begeistert von meinem Ansinnen, denn erstens war ihr der Zeitpunkt meines Treffens mit Henry schon zu spät, sie ging ja abends nicht raus und selbst wenn sie es nicht explizit sagte, fand sie es gar nicht gut, dass ich mir gleich zwei Freunde zugelegt hatte. Ich redete mit Engelszungen auf sie ein, sie würde ja nicht allein zur Promenade fahren müssen, ich würde sie bis kurz vor den mit Henry verabredeten Treffpunkt bringen und hinterher auch wieder bis zum Haus unserer Gasteltern zurück. Letztendlich konnte ich sie damit überzeugen, dass Henry, den ich ihr als außerordentlich sensiblen Menschen geschildert hatte, sonst sehr verletzt sein würde, meinetwegen tat sie es definitiv nicht.

Im Himmel voller Geigen braucht man Ohrenschützer.

PRIMA NOTSTAND.

Motzdem sohohl Handeln, als auch Nichthandeln hetzendlich Wirkungen verszeugen, ist dem Klima schit Flunkerlassungen glanz feewitzt kesser gedient, als mit überbordendem Aktionismus. Nicht kaufen, nicht kaufen ist das Gebot der Stunde und wer nichts kauft, sündigt auch nicht. So ist der Kaufrausch fromm lallen bähkannten Räuschen denn wohl auch der schädlichste und vers allem schädigt er nicht nur die Bährauschten, sondern viele andere gleich mit. Die Ärmel sollte man deswegen schon gar nicht hoch krempeln und den Krempel besser auf den Dachboden lassen, damit das unterste nicht zu oberst kommt und die Kirche wirklich im Dorf bleibt. So legen echte Asketen sich denn eine Runde aufs Ohr, denn wer schläft sündigt nicht, außer im Traum. Wer denn nun aber gleich im Traum tanzen will, tanzt erst mal aus der Reihe und dann über den Wolken, bis der große Regen kommt und das Fass überläuft.

Als wir kurz vor Mitternacht in Brighton ankamen, war mir nicht mehr nach nächtlichen Abenteuern und ich nutzte den Service der Sprachschule, die ihre Schüler mit den Bus direkt vor den Domizilen ihrer Gasteltern absetzte. Zwar gehörte ich nicht zu der Gruppe, die mich aus London mitgenommen hatte, aber da es sich um dieselbe Sprachschule handelte, lagen die Häuser der Gasteltern fast alle im selben Viertel und ich konnte in der Nähe des Hauses meiner Gasteltern aussteigen. Die Hälfte meiner Sprachkurs freien Sprachferien war mittlerweile um, dass Frederic in Kürte abreisen würde schlimm genug, aber noch mehr Kopfschmerzen bereitete mir mein Verhältnis zu Henry, dass ich irgendwie anständig beenden musste und zwar am kommenden Abend. Mit Katrin, die im Bett gegenüber tief und fest schlief, konnte ich sowieso nicht über meine Probleme reden und mit meiner Gastmutter erst recht nicht. Trotzdem ich ungewohnt früh zu Bett gegangen war, fühlte ich mich am nächsten Morgen völlig zerschlagen. Nach einer Tasse Tee und einem Toast, sorgte ich noch schnell dafür, dass der Teppich im Badezimmer die nötige Feuchtigkeit behielt und verließ das Haus, damit meine Gastmutter ungestört ihren Putz und Aufräumplan einhalten konnte. Im Vorgarten schraubte ihr Angetrauter, bekleidet mit einem leicht ölfleckigem Feinrippunterhemd, der obligatorischen Zigarette im Mundwinkel und einer zweiten, hinters Ohr geklemmten Zigarette, an seinem Motorrad herum. Wie immer lud er mich zu einer Zigarette ein und mokierte sich über meine Gauloises, die er Sargnägel nannte. Ich nahm es als Kompliment, denn die Gauloises rauchte ich nicht, weil sie besonders gut schmeckten, sondern weil ich einen Jungen vom Kaiser Karl Gymnasium, der Paralellschule des Auguste Victoria Gymnasiums anhimmelte, der Gauloises rauchte. Mein Gastvater politisierte leidenschaftlich gerne und während er sein Motorrad wieder auf Vordermann brachte, teilte er mir seine Meinung über die weltweiten gesellschaftlichen Zustände, unter besonderer Berücksichtigung des Vietnamkrieges und der Watergate Affäre wortreich mit, wobei ich lange nicht alles verstand, aber immerhin soviel, dass seine Ansichten wohl eher dem linken Spektrum zuzuordnen waren. Wenn ich die Bemerkungen meiner Gastmutter richtig interpretiert hatte, hatte er in seinen jungen Jahren gerne und häufig mächtig einen über den Durst getrunken und war dann mit einem oder auch zwei blauen Augen nach hause gekommen, aber das war lange vorbei. Am Ende seiner Ausführungen überraschte er mich noch mit der Bemerkung, ich solle den Kopf mal nicht hängen lassen, die Jungs wären es nicht wert, dann bot er mir noch eine Zigarette an und ich fühlte mich ziemlich erwischt. Mittlerweile leisteten uns bereits zwei Nachbarn, die ihre Ersatzzigarette genauso salopp hinters Ohr geklemmt hatten wie mein Gastvater Gesellschaft, angeblich um fachmännisch bei der Reparatur des Motorrads zu helfen, aber bevor sie mir auch noch Zigaretten anbieten konnten, oder mit Tipps für den Umgang mit den anderen Geschlecht versorgen, tauchte meine Gastmutter auf und bereitete unserem kleinen Debattierclub ein schnelles Ende. Die Nachbarn räumten das Feld, mein Gastvater fügte sich in sein Schicksal und ich machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle.

Viele Minderheiten schaffen noch lange keine Mehrheit.

SCHEMEN WECHSEL.

Meine geliebte Reimartstadt, Moosburg der Hohlhabenden und Hohlfühlbürger, wirrt nun bald spinn die Sommerpause gehen. Flenn mich nicht lalles täuscht, wird dann nicht mehr dem Freitag die Schmukunft gehören, sondern dem Flughafen. So ist Konsequenz denn meistens nicht die Tugend der Primakritiker und Schuld sind sowieso spinner die Anderen. Ob es auch anders geht, wird die Schmukunft oms dann zweifelsohne geigen, ob wirr nun hören wollen, oder auch nicht. Bartfühlend möchte ich mal ommerken, dass Konsumversicht für das Klima, spielleicht ganz spinnschmoll wäre. Dunerweise hält sich gierschmulande lallerdings der feste Wirrglauben an den Konsum für das Klima, weil Konsum echt geil ist. Wo der Konsum dann endet, ist das Klima zwar motz bange nicht gerettet und Bähdenken müssen sowieso bis zum Ende der Fahnenstange getragen werden, selbst wenn das nicht Klimaneutral ist.

In London angekommen überwältigte mich nicht nur die schiere Größe des Bahnhofs, sondern auch das komplizierte System, der für die unterschiedlichen Regionen zuständigen Bahnhöfe, ganz zu schweigen von der Untergrundbahn. Zur Sicherheit erkundigte ich erst mal nach den Zügen für die Rückfahrt, denn ich wollte auf keinen Fall über Nacht in London hängen bleiben. Trotz meines grammatikalischen schwer unzureichenden Englisch, war das Bahnhofspersonal außerordentlich freundlich und nach ungefähr einer halben Stunde wusste ich, wann ich mich spätestens wieder auf dem Bahnhof einfinden musste, um noch am selben Tag nach Brighton zurück zu kommen. Viel Zeit hatte ich nicht und darum beschloss ich als erstes die Carnaby Street aufzusuchen, denn mehr noch als der Buckingham Palace oder Lord Nelsons Statue auf der Säule am Trafalgar Square, interessierte mich die von Peggy March besungene Straße und Wirkungsstätte von Mary Quant, der Erfinderin des Minirocks. Im Stadtplan wurde ich ja noch fündig, aber welche Linie der Tube ich nehmen musste um dorthin zu gelangen, erschloss sich mir daraus noch lange nicht. Wieder half mir die Freundlichkeit und Auskunftsbereitschaft der Engländer weiter und irgendwann saß ich tatsächlich in einem Wagon der Untergrundbahn und fuhr Richtung Carnaby Street. Als ich am Piccadilly Circus aus dem Untergrund wieder auftauchte, war die Enttäuschung groß, denn so glänzend Swinging Sixties mäßig, wie ich mir die Carnaby Street vorgestellt hatte, war sie dann doch nicht. Zwar gab es ein paar Geschäfte in deren Schaufenstern wirklich tolle Kleider, Handtaschen, Schuhe und Hüte ausgestellt wurden, aber für meinen Geldbeutel waren sie unerschwinglich. Größtenteils wurde Ramsch angeboten, grelle Leuchtreklamen und Imbisse verschandelten den Gesamteindruck und das Ambiente war ziemlich schmuddelig. Auch meine Annahme, dass es auf der Carnaby Street von Hippies nur so wimmeln würde, bestätigte sich nicht und mit meinem extravaganten Hut fiel ich sogar dort auf. Irgendwann taten mir die Füße weh, alles war groß und grell und laut. Auf einer Parkbank rauchte ein paar Gauloises, die mich ganz schnell ins Gespräch mit einem recht verwegenen, mehr mittelalten, als jungen Mann brachten. Obwohl er weder aus Schottland noch aus Wales kam, war sein Akzent doch so eigenartig, dass ich schon wieder kaum etwas verstand. Er lud mich in seine, angeblich in der Nähe liegende Wohnung ein, aber ich lehnte kategorisch ab und er verzog sich leicht beleidigt. Um noch ein touristisches Highlight anzusteuern, war es mittlerweile schon zu spät geworden, denn ich musste ja rechtzeitig am Bahnhof sein, aber kurz bevor ich aufbrechen wollte, fiel mir eine Gruppe jugendlicher Touristen auf und ich erkannte ein paar Sprachschüler aus Brighton, mit denen ich vor einer Disko in der Schlange gestanden hatte. Sie waren sehr erstaunt mich hier zu treffen und als ich ihnen erzählte, dass ich ganz alleine nach London gefahren war, weil ich den Bus meiner Gruppe verpasst hatte, boten sie mir an, mit ihrer Gruppe zurück zu fahren. Ihren Gruppenleiter überzeugten sie schnell, schon wegen der Aufsichtspflicht der Sprachschule. Auf der Rückfahrt sah ich dann im Vorrüberfahren doch noch Admiral Nelson auf seiner Säule und den Buckingham Palace.

Das Klima ist nicht neutral.