STUSS
     MUND

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31.05.18 28.05.18 25.05.18 22.05.18 19.05.18 16.05.18 13.05.18 10.05.18 07.05.18 04.05.18 01.05.18
DATEN STADT.

Wie in den vergangenen Jahren auch, schlägt der ewige April zu. Letztes Jahr fiel der Sommer ins Wasser und dieses Jahr fällt kein Wasser. Trüberrausch wird das Wasser immer mehr zum bähherrschenden Thema und zinkerlistige Noelbarone haben schon lange schmugeschlagen. Wer hat der hat und hat immer mehr und wer nichts hat, wird auch nie etwas haben. Das hat zwar wirklich nichts, ist laber nix fromm der Hand zu weisen, die offen gehalten wird. Das Fäuste keine Almosen nehmen, sondern ein Stück von der Torte fordern, wussten schon die Blutsauger aristokratischer Zeiten, nur leider hielten sie sich dunerweise nicht daran und da die Dunheit nicht rauschstirbt, bähhält am Ende das Chaos die Moserhand.

Das angenehmste öffentliche Beförderungsmittel ist immer noch das Taxi, wenn man denn das Glück hat, einen Chauffeur zu erwischen, der fahren kann und sich mit dem allgemeinenVerhaltenscodex auskennt. Vorne einsteigen signalisiert Unterhaltungstoleranz bis Redebedarff, auf dem Rücksitz Platz nehmen bedeutet, dass man seine Ruhe haben will. Leider akzeptieren lange nicht alle Fahrer und Fahrerinnen diese ungeschrieben Regeln und wenn man Pech hat, gerät man in die Fänge einer Plaudertasche, die zwischen Start und Ziel ihre Lebensgeschichte und / oder politische Meinung von sich gibt. Manche produzieren auch einfach nur einen ununterbrochenen Wörterfluss, wie das Gersäuch des Motors. Mit einem mehr oder minder diskreten Hinweis auf meine Behinderung, gelingt es mir meistens den Redefluss zu stoppen, aber einer meiner besten Freunde geriet vor zwei Jahren in die Fänge eines Taxifahrers, der ihn unbedingt missionieren wollte. Die Taxifahrt endete auf halber Strecke und mit einer Beschwerde bei der zuständigen Taxizentrale. Seit so ziemlich jeder Wagen mit einer GPS gesteuerten Wegebeschreibung ausgerüstet ist, erübrigt sich meistens der Hinweis auf unnötige Umwege. Viele Jahre lang wurden mein Mann und ich einmal im Jahr von einem befreundeten Pärchen zu Essen eingeladen, die in der Schützenstraße, einer endlos langen Straße, die sich von Bahrenfeld bis nach Diebsteich zieht, wohnten. Damals wie heute liegt auch Harrys Fliesenmarkt an der Schützenstraße. Da unser Freund Hardy wirklich gut kochen konnte und obendrein auch ein großer Weinliebhaber war, endete der Abend meistens weit nach Mitternacht und wir zogen es vor mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Auf dem Rückweg kamen wir jedes mal an Harrys Fliesenmarkt vorbei und ich musste an die Party denken, die wir einst in den ehemaligen Räumlichkeiten von Harrys Fliesenmarkt gefeiert hatten. Ein paar Musiker aus unserem Bekanntenkreis hatten die abbruchreife Location, anlässlich eines Geburtstages organisiert und Fibi, Marie, Deborah und mich darum gebeten, die Räume nach unserem Gutdünken zu dekorieren. Wir entschschieden uns dafür die tristen Wände mit Spraydosen aufzuhübschen, nach Neigung und Talent. Mit wachsender Begeisterung und mehreren Spraydose bewaffnet, begann ich im leer geräumten Fliesenmarkt riesige Wörter an die Wände zu werfen, aus denen später ein Text mit dem Titel „Aus dem intergalaktischen Wörterbuch“ entstand.. Mit dem Intergalaktischen Wörterbuch bin ich einige Jahre später in der HörBar zusammen mit Ralf und Jörn, die mich musikalisch begleiteten, aufgetreten. Auf der Party traten Fibi, Marie, Deborah und ich im eher spärlich besuchten Vorprogramm auf, der Abend war lang geplant, etliche Gruppen sollten auftreten und erst gegen Mitternacht wurde es voller im Fliesenmarkt. Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt unserer Musikerfreunde, der damit endete, dass die schnell zusammen gezimmerte Bühne unter ihnen zusammen brach. Wenn ihr Auftritt auch nicht der am besten besuchteste gewesen war, so endete er jedenfalls stilvoll.

Wer in einer Blase lebt, muss mit ihrem platzen rechnen.

ERROR BRAUT.

Wenn gelbe Tomaten und blaue Kartoffeln sich den Rang ablaufen, gerät nicht nur die Farbpalette in Omordnug. Ordnug muss ja sowieso sein und wo die Ordnung abhanden gekommen ist, hat nicht mal das Chaos eine Chance. Ohne Scheiß, Charity Tee hilft auch nicht weiter und schöne Augen kann nicht nur Charlys Tante machen. Wo Charme Offensiven scheitern, hilft nur der Griff zu den Sternen und Sternenstaub gibt es nie genug. Trotzdem ist der Griff ins Portemonnaie vorprogrammiert und wer die Sterne nicht deuten will, muss Strohhalme zählen. Strohmänner ficht das nicht an, sie bauen auf ihre Frauen und die blauen Augen des Publikums, das zwar nicht das letzte Wort hat, aber lacht.

Bevor das Elster Programm Standard wurde, fuhr ich jedes Jahr einmal zum Neusurenland in Farmsen / Berne hinaus. Von der Schanze fährt die S-Bahn bis zum Hauptbahnhof und von dort geht es unterirdisch mit der U1 weiter. Zwischen Hauptbahnhof Süd und Wandsbek-Gartenstadt starrt man auf Tunnelwände und Bahnhöfe, die in den unterschiedlichsten Stilrichtungen gekachelt sind. Wer sich diese ästhetischen Zumutungen ausdenkt ist mir ein Rätsel, wahrscheinlich handelt es sich um dasselbe Programm, das auch für die Muster der Sitzposter in öffentlichen Verkehrsmitteln zuständig ist. Hinter Wandsbek-Gartenstadt lässt man die gekachelten Albträume hinter sich und fährt oberirdisch weiter durch die Gartenstadt. Zwischen dem Hauptbahnhof und Farmsen liegen zehn Stationen, aber damit ist die Reise zum Neusurenland noch nicht zu Ende. Am Bahnhof steigt man in einen Bus, der bis zur Ecke August-Krogmann-Straße / Neusurernland fährt. Die August-Krogmann-Straße ist von niedrigen Apartmentblocks, Pflegeeinrichtungen und Ausbildungsstätten gesäumt und obwohl die Straße mit großen alten Bäumen gesäumt ist, packte mich bei der Vorstellung dort zu wohnen, jedes Mal wieder das kalte Grausen. Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, dass man vom Bahnhof bis zum Neusurenland auch den Bus nehmen kann und schleppte eine Riesentasche voller Unterlagen, die irgendwie für die Steuer relevant sein könnten, zu Frau Fabrizius vom Lohnsteuerhilfeverein. Beim Abschied klärte Frau Fabrizius mich über die Busverbindung auf, darüber dass ich die meisten Unterlagen völlig unnötigerweise angeschleppt hatte, hatte sie mich schon aufgeklärt.Das Neusurenland ist eine lange, schnurgerade Straße mit sehr kleinstädtischem, fast dörflichen Charakter, die den Berner Heerweg mit der August-Krogmann-Straße verbindet und wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre ich niemals auf die Idee gekommen noch in Hamburg zu sein. Das Haus von Frau Fabrizius ist hinter einer blickdichten und mindestens zwei Meter hohen Hecke verborgen und kurz danach ist die Straße kaum noch bebaut. Innen und außen ist alles proper und am propersten ist Frau Fabrizius selber, die mich in ihrer gesamten Erscheinung schwer an Tilly mit der Helmfrisur aus der Palmolive Werbung erinnerte. Im Büro der patenten Lohnsteuerexpertin war es genauso aufgeräumt und nachdem Frau Fabrizius alle relevanten Daten abgefragt hatte, musste der Vorgang eigentlich nur noch jedes Jahr aktualisiert werden. Im Laufe der Jahre wurden Haus und Büro immer schicker und irgendwann gab es dann auch Kugelschreiber mit der Telefonnummer von Frau Fabrizius als Werbegeschenk. Wahrscheinlich nahm sie jeden Steuervorteil mit und ich fühlte mich immer völlig unfähig, wenn ich ihr aufgeräumtes Büro nach zehn Minuten wieder verließ. Frau Fabrizius war den jährlich Mitgliedsbeitrag des Lohnsteuerhilfeverein wirklich wert, dass Elster Programm hat noch nie soviel Lohnsteuerrückzahlung bewilligt, wie sie jedes Jahr rausschlug und manchmal denke ich, dass es eher ein Lohnsteuerrückzahlung Verhinderungsprogramm ist. Wenn der Lohnsteuerhilfeverein sich nicht zerstritten hätte, was zur Folge hatte, dass sie nicht mehr für mich zuständig war, wäre ich sicherlich noch heute bei ihr.

Besser betrunken, als ertrunken.

BEIRATS MARKT.

Spinn Schmollgrenzbezirk werden neue Schmollversmeidungstaktiken trauschgetrüffelt und wo das Trüffelschwein fröhlich gräbt, wird der Graben schmugeschüttet. Der Graben ist sowieso für die Raben und nicht für die Trüffelschweine, die sind für den Gourmettempel. So haben die Raben denn Schwein gehabt und die Schweine Trüfel, denn im schatten der Schmollgrenze blühen die schönsten Geschäfte. Wie du mir, so ich Gier und Gierlappen werden bis zum schickeren Ende weichgespült. Profis nehmen die Mackenwaschmaschine und machen den Schmollverlust witzschnell wieder wett, laber in der Schmähspinnzone ist und bleibt die Luft dünn, auch wenn dick das neue dünn sein soll.

Seit ein paar Jahren sitzt man im Bus nun ja auch nicht mehr nur auf den klassischen Zweierbänken, ein Platz am Fenster, ein Platz am Gang und ganz hinten etwas erhöht, auf einer über die gesamte Breite des Busses reichenden, mehrsitzigen Bank, sondern auch wie in der New Yorker Untergrundbahn. Außerdem sind die Sitzmöglichkeiten unterschiedlich hoch, überall wimmelt es von zusätzlichen Stufen, was die Gänge noch schmaler macht, aber in der Mitte, an der großen Doppeltür, ist genug Platz für zwei Kinderwägen und einen Rollstuhl. Dann ist es voll, was den Vorteil hat, das man die Muster der Sitzpolster nicht mehr sehen muss. Der Fahrstil etlicher Wagenlenker und Lenkerinnen ist schlichtweg grenzwertig zu nennen, sie heizen ihre Busse wie Pferde beim Rodeo und nichts ist schöner, als eine plötzliche Vollbremsung. Solcherart wie die Blätter in der Salatschleuder durchgeschüttelt, kollidieren die Fahrgäste auf den vertikalen Sitzreihenbein leicht mal bei einer Vollbremsung und wer je mit dem Kopf seines Sitznachbarn zusammen gestoßen ist und knapp einer Gehirnerschütterung entkommen, meidet diese Plätze wie der Teufel das Weihwasser. Ab achtzehn Uhr sind die Fahrgäste aufgefordert nur noch vorne, möglichst mit gezückter Fahrkarte, einzusteigen was zwischen Altona und Klein Flottbek kein Problem ist, ist am Bahnhof Veddel komplett kontrapunktiv. Die Strecke ist, wie die meisten Linien in die sozial schwächeren Stadtteile stark befahren und trotzdem die Verbindungen kurz getaktet sind, ist die S-Bahn zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Wilhelmsburg und auch der riesige Bus, der zwischen dem beiden Bahnhöfen fährt, fast immer komplett überfüllt. Busfahrer ohne Blockwart Ambitionen ignorieren den Fahrkarten Schwachsinn, schließlich sollen sie ja auch fahren und nicht kontrollieren und öffnen auch nach achtzehn Uhr alle Türen ihres Fahrzeugs, damit der Massenansturm sich schnell und möglichst reibungslos im Bus verteilt und die Stimmung nicht noch gereizter wird, als sie schon ist. Wer keinen Sitzplatz ergattert, fühlt sich wie eine Sardine in der Dose und wird auf das heftigste mit den Ausdünstungen seiner mitreisenden Leidensgenossen konfrontiert. Für nicht besonders hoch gewachsene Fahrgäste ist es besonders angenehm, unter der Achselhöhle eine hünenhaften Nachbarn eingeklemmt zu werden. In solchen Fällen hilft nur noch dezent durch den Mund atmen und darauf zu achten, dass einem die Gesichtszüge nicht entgleisen. Das Publikum ist multikulturell und multiethnisch und untereinander sind sie sich alle ziemlich multispinnefeind. In den frühen Abendstunden des Wochenendes wird im Bus schon mächtig vorgeglüht und die Schmähungen der gegnerischen Gruppen gehen quer durch die Sitzreihen. Seit etwa fünfzehn Jahren versucht die Stadt immer mehr Studenten auf der Veddel und in Wilhelmsburg anzusiedeln, ein Haus wurde vergoldet und das ehemalige Gelände der Bundesgartenschau ist eine tolle Grünanlage geworden, aber im Bus hat sich wenig verändert.

Ohne Hokus kein Pokus.

OBST MAUERN.

Seit die Massenmobilität zum Maßstab des Versschritts versklärt wurde, wird an Feiertagen massenhaft diesem modernen Fetisch gehuldigt. Das Opfer heiß Stau und wird mit stoischer Ergebenheit in regelmäßigen Abständen auf dem Altar der Baustelle zelebriert. Davon ist auch der Schienenverkehr bähtroffen und auf der Baustellenleiter bleiben die Karmapunkte lieber im Baukasten..Wer nicht vorm Stellgitter enden will, darf nicht auf der Stelle treten und kommt rechtzeitig zum Stelldichein, Der Fehler steckt allerdings nicht im Detail, sondern im Stellkwerk, wo die Stellschrauben zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein müssen. Schraubverschlüsse sind nicht bähtroffen und stehen unter Verschluss.

Der Garten zog sich am Hang hoch, die Terrasse am Haus war groß und am Hang befanden sich mehrere kleine, durch Treppen verbundene Terrassen. Da wo die Treppen einen Knick machten standen Laternen, an deren Grund sich im Laufe der Jahre ein dichter Teppich toter Insekten angesammelt hatte. Die einst grün gestrichenen Laternenpfoten waren von stattlichen Rostflecken überzogen und das Mobiliar war erkennbar alt. Drinnen war es auch groß, aber ziemlich düster und ein bisschen muffig. Das kulinarische Angebot umfasste eine Kuchentheke, deren Inhalt aus haltbaren, ziemlich trockenen Teilchen bestand und die warmen Gerichte entsprachen dem Standard einer Studentenkneipe mit viel Bratkartoffelgerichten auf der Karte. Schnell ging gar nichts. Im Garten saßen Leute aus der Nachbarschaft, die noch vor der Tagesschau essen wollten und wer nicht richtig lange auf sein Essen warten wollte, kam früh oder nach 20:00 Uhr. Da wo der Hang mit den Terrassen war, steht heute ein zweistöckiges Apartmenthaus und der alte Gasthof ist auch zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Vom Hochrad kann man bis zur Ecke Schulterblatt / Altonaer Straße mit dem Bus fahren und nach achtzehn Uhr ist der Bus angenehm leer.. Auf dieser Linie wurde ich das erste mal beim Schwarzfahren erwischt. Die Strecke ist noch heute ziemlich Rentnerlastig, aber damals fiel ich mit Anfang zwanzig ganz extrem in der Rentnerbahn auf. Das zum Minikleid umfunktionierte, überlange Herrenoberhemd wäre gar nicht nötig gewesen, mein Alter reichte völlig aus. Ich war sowieso schon ziemlich aufgeregt, weil ich zum ersten Mal auf der Strecke unterwegs war und nicht ganz sicher, ob ich auch wirklich in den richtigen Bus gestiegen war. Mit so etwas wie einer Fahrkarten Kontrolle hatte ich weder auf dieser Linie, noch an einem Sonntag Nachmittag gerechnet. Natürlich war ich die einzige Person ohne Fahrkarte im ganzen Bus. Es war furchtbar peinlich. Trotzdem mag ich die Strecke, die sich nach der Haltestelle Altonaer Bahnhof auf ruhigeren Straßen ungefähr parallel zur Elbchaussee bewegt und die Alsterchaussee mit dem Bahnhof in Klein Flottbek verbindet. Hinterm Bahnhof Altona werden die größtenteils alten Häuser schnell schöner, die Gärten größer und gepflegter und die Bäume immer höher. Am Wege liegen auch ein paar Senioren Residenzen, die wirklich Residenzen sind und manchmal ist es so, als würde man durch einen Roman von Rosamunde Pilcher fahren. Außer den Senioren Residenzen, liegen auch ein paar angenehm ins Grüne gebettete Schulen an der Strecke, deren höhere Jahrgänge wahrscheinlich am Wochenende gerne im Schulterblatt herum lärmen. Ab Altona Richtung Alsterchaussee, wird der Überlebenskampf im Bus spürbar härter. Die Kinderwagendichte nimmt deutlich zu und Sitzplätze gibt es nur für Leute die schnell genug sind. Wenn der Bus so voll ist, dass gar nichts mehr geht, werden manche Haltestellen gar nicht erst angefahren, oder die Fahrgäste, was für ein Euphemismus, dürfen nur aussteigen. Eigenartigerweise fahren zu Stoßzeiten selten die wirklich großen, zwei bis drei achsigen Busse und selbst wenn zwei Busse direkt hintereinander anhalten, sorgt eine merkwürdige Magie dafür, dass der Großteil des Publikums zum vorderen Wagen strebt.

Was man in die Pfanne haut, haut zurück.

MUT KASTEN.

Trash froh reim Königsrausch wert ist, geigt sick spinn omsicheren Zeiten wie fiesen, glanz und klar freudlich, denn der Doktor hatt mindestens genauso viel Recht behalten, wie der andere Doktor mit dem Bart. So ein trüberdeutliches Symbol ist der Lalleskleber echtspinn für lalle und lalles. Die klug feewählte Reimheirat erschließt neue Spielgruppen und führt nicht nur dem Clan, sondern auch der Anhängerschaft frisches Blur schmu. Das Blut im Schuh hat lallerdings schon lange rauschgedient, flenn die symbolische Wirklichkeit stuss keimfrei bleiben. Schuhmacher nehmen es sportlich und wer sich die Stiefel nicht anziehen will nimmt den Stiefelknecht, geil echte Prinzen kommen immer noch mit der Kutsche.

Wer im Jenischpark nicht nur unter Bäumen träumen will, kann das Ernst-Barlach- Museum besichtigen, oder das Jenisch-Haus. Das schneeweiße im klassizistischen Stil gebaute Landhaus, ist bis auf die vergoldeten Gitter am Dach und vor den Fenstern, äußerst schlicht gestaltet, wobei Landhaus eine recht tiefstapelnde Beschreibung für den rechteckigen Kasten ist. Passender ist die Bezeichnung Herrenhaus und wie es sich für ein richtiges Herrenhaus gehört, thront es am Ende einer Wiese, die sich auf der Westseite der Flottbek über die gesamte Länge des Parks erstreckt. Die Aussicht ist filmreif, der Blick geht über die Wiese runter zur Fluss und aus den Fenstern des Dachgeschosses noch weit über das andere Ufer hinaus, bis zum Horizont. Im Inneren ist das Jenisch-Haus dann nicht mehr ganz so schlicht gehalten, die wunderbaren, fast Intarsien artigen Holzfußböden wurden aufwendig restauriert und dürfen nur mit speziellen Filzpantoffeln betreten werden. So schlurft man denn mit überdimensionierten Filzgebilden an den Füßen durch die Räumlichkeiten und bestaunt den Luxus der Hamburger Kaufmannsschaft. Im Treppenhaus und im ersten Stock hängen etliche Porträt Gemälde näherer und entfernter Verwandtschaft der Familie Jenisch. Vorm Porträt des Johann Rantzau führen meine Gedanken mich immer wieder zum Wappen der Dithmarscher Bauern Vereinigung, die im Haus meines Vaters hing. Im Jahre 1500 verteidigten sich die Bauern Dithmarschens bei Hemmingstedt, erfolgreich, gegen die Begehrlichkeiten des dänischen König und des schleswig-holsteinischen Landadels. Mit viel Glück und kluger Taktik, schlugen sie ein militärisch weit überlegenes Ritter und Söldnerheer vernichtend. Sechzig Jahre später nahmen die Adligen dann, unter der Führung Johann Rantzaus Rache und eroberten die reiche Bauernrepubik, um endlich Steuern zu kassieren. Nach dem Wappen gefragt, erzählte mein Vater diese Geschichte immer wieder liebend gern und stieß mit seinen Gästen auf die rebellischen Dithmarscher an. Ein paar hundert Jahre später wurden die Dithmarscher ihrem Ruf dann wieder gerecht und retteten ein Kalb, das sie Jeanne d'Arc nannten, davor gekeult zu werden. Davon das der Jenisch-Park ursprünglich ein Gutshof war, zeugen die Namen der anliegenden Straßen, wie Hochrad und Holztwiete. Kurz vorm Ausgang Hochrad mündet die Flottbek in einen Schilf umstandenen Teich, der von einer Seite zugänglich ist. Dort lassen sich wohlgenährte Enten füttern und ein bisschen von Hunden, die unerlaubterweise in Teich baden gehen, erschrecken. Rundum kann man im kühlen, Schatten großer Bäume sitzen, was an heißen Sommertagen sehr angenehm ist. Schräg gegenüber vom Ausgang Hochrad lag, bis vor ein paar Jahren ein Gartenlokal, an dem jede Art von Gentrifizierung fast spurlos vorüber gegangen war.

Lieber leicht haben, als leicht machen.

SPUKZEUGTRÄGER.

Vertretern sag man ja nach, dass sie hauptsächlich irre eigenen Interessen vertreten und mit omseren Volksvertretern ist das nichts anderes. So sind omsere Poly Trickster denn auch rauschsächlich Verstreter irrer eigenen Spinntressen und nicht der des Volkes, denn Interessen kann man nicht vertteten, Interessen muss man durchsetzen. Durchgesessen ist auch noch was anderes und Durchmarsch gibt es nur beim Skat. Durch den Wind ist besser als Durchfall, denn wer nach oben will muss nicht unten durch. Bevor es Durchschlagpapier gab und durchsichtige Duschvorhänge, hatte der Durchblick schlechte Karten, aber der Durchschnitt kommt immer durch, solange die Rechnung unterm Strich stimmt.

An ihrer Westseite fällt die Eichenwiese im unteren Teil zur Flottbek ab, einem Wasserlauf, der den Park der Länge nach durchzieht. Kurz vor der Elbchaussee steht oben am Hang zum Bett der Flottbek, eine riesige Doppeleiche und unten am Hang liegt das schilfige, von Bauminseln durchsetzte Mündungsgebiet der Flottbek. Hier ist das Reich der Birken und der Weiden, hier rasten Zugvögel auf dem Weg nach Norden oder Süden und das ganze, unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet ist ein Vogelparadies. Wenn man bei Sonnenuntergang unterm Kronendach, zwischen den beiden Stämmen der Doppeleiche, an der Schnittstelle zum Elfenreich sitzt und nach Westen, über die vom Gezeitenstrom mit geformte, sumpfige Urlandschaft blickt, ragen malerisch tiefschwarze Baumskelette aus dem sumpfigen Untergrund. Schwarz sind auch die Schattenrisse der Vögel vorm Rot des Sonnenuntergangs. Der Wind rauscht im Schilf und in den Blättern der Bäume und übernimmt das Rauschen des Autoverkehrs im Hintergrund. So trägt der Baum mich fort, in eine Zeit als Steine und Bäume noch heilig waren. Jedes Jahr wieder zur Zeit der Sommersonnenwende, musste der Eichenkönig sterben und als Steineichenkönig wieder auferstehen und das Motiv der Wiederauferstehung, der Archetyp schlechthin, zieht sich bis heute durch die religiösen Vorstellungen etlicher Kulturen. So majestätisch Eichen auch sein mögen, mag ich doch Birken und Weiden ganz besonders gerne, denn biegsam wie sie sind, tanzen sie mit dem Wind. Robert von Ranke Graves, der das Baum Alphabet dem Dunkel des Vergessens entriss und rekonstruierte, ordnet der Birke den ersten Buchstaben im Alphabet zu und nennt sie den jungen Krieger, weil sie einer der ersten Bäume ist, die im Frühjahr wieder blühen. Die Birke ist das Reittier der nordischen Schamanen und wie die Weide erobert sie die unwirtlichsten Lebensräume und macht sie urbar für etliche andere Lebensformen, sie ist eine Kulturbringerin. Die Weide, unter den Medizinbäumen schon immer allererste Wahl, ist und bleibt Geheimnis bis Unheilvoll. Im Jenischpark stehen außer Eichen, Birken und Weiden, allerdings auch noch etliche andere, exotische Bäume, die meisten von ihnen wachsen im Bereich hinterm Jenischhaus, wo sich jeden Herbst wieder des Farbspektakel eines nordamerikanischen Indian Summer entfaltet. Lassen die großen Herbststürme auf sich warten lassen, bleibt das bunte Laub bis weit in den November hängen und die Kronen der exotischen Bäume leuchten durch das diffuse Licht nebliger Tage. Wenn dann der Wind die Kronen ordentlich durchgeschüttelt hat, liegt ein kreisrunder, roter oder gelber Teppich am Boden und lädt die Baumelfen zu einem letzten Tanz vor der Kälte des Winters ein.

Durch und durch ist noch lange kein Durchbruch.

DONNER MÄRCHEN.

Schmu den dreistesten Euphemismen des Stadtmanagement gehört der Bähgriff Party Zone. Ehrlicherweise müsste es Anwohnerterrorgebiet heißen, denn in der Party Zone sind die Besucher von allen normalen Anstands und Benimmregeln befreit. Flatrate Pissen nennt man das und bähtroffen sind die Hauseingänge der Wohnbevölkerung. Das der Touristenterror sich im Mietenspiegel Mieten steigernd und nicht Mieten mindern auswirkt, ist auch nicht mehr zeitgemäß und. das wir die Erde nicht gemietet haben und auch nicht vermieten können, ist vor fiesen Zinkergrund schwer arschschmuvollziehen. Erdarbeiten sind dabei nicht unbedingt zielführend, denn die Erde will nicht bearbeitet werden, sondern geliebt.

Noch unklüger war es allerdings, auf den sowieso nicht ganz unproblematischen Rückweg, eine Pause im Lehmitz an der Reeperbahn einzulegen, was unter Garantie dazu führte, dass die Ereignisse der vergangenen Nacht am nächsten Nachmittag nur noch schwer zu rekonstruieren waren. Solcherart verkatert blieb im Winter nur noch ein Spaziergang zur Kaffeestube an der Hoheluft Chaussee, oder aber in der warmen Jahreszeit runter zur Elbe. Am Museumshafen teilt sich der Weg zur Strandperle, wer seine Schuhe auszieht, oder nichts gegen Sand in den Schuhen einzuwenden hat, läuft über den Strand und am Elbufer entlang. Wer seine Schuhe anbehalten möchte, nimmt den befestigten Weg oberhalb des Strandes, genießt die Aussicht auf den Hafen und die Einblicke in die alten Kapitänshäuser direkt am Weg. Eine traumhafte Wohnlage, wenn sich nicht jedes Wochenende und auch unter der Woche bei halbwegs guten Wetter, die Massen dort durch wälzen würden. In der Strandperle einen Sitzplatz zu ergattern, geht nur mit viel Glück oder bei schlechtem Wetter.. Mit einer Liegedecke im Gepäck erübrigt sich das Problem und man muss nur noch einen freien Platz am Strand finden, was in der näheren Umgebung der Strandperle auch nicht immer leicht ist. Von Schleppern gezogen, ziehen die mächtigen Schrankwände der Kreuzfahrer und Containerschiffe elbaufwärts und elbabwärts, der Wind bläst den Kopf frei und die Touristen kommentieren jedes einzelne Schiff das vorüberfährt, als hätten sie noch nie ein großes Schiff gesehen. Über die Himmelsleiter geht es von der Strandperle hoch zur Elbchaussee und links weiter zum Jenischpark. Im Jenischpark ist es an Wochenenden und bei schönem Wetter auch nicht ganz leer, aber dafür ziemlich Touristen frei. Der wundervolle alte Park, im Stil eines englischen Landschaftspark angelegt, wurde Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts von der Stadt Hamburg gekauft, denn die Erben des Senator Jenisch planten des Gelände in einen Golfplatz zu verwandeln, oder aber parzelliert zu verkaufen. So blieb der Allgemeinheit eine der schönsten Grünanlagen der Stadt erhalten. Die Bäume im Jenischpark haben viel Platz, als Solitäre oder in kleinen Gruppen, stehen sie auf großzügigen Wiesen, die sich bis zum Hochrad am Elbhang hoch ziehen. Mit dem Wohngemeinschaftsauto fuhren wir über die Elbchaussee bis zur Holztwiete, bogen rechts ab und suchten uns einen Parkplatz. Auf halber Höhe zwischen Elbchaussee und Hochrad lag ein unscheinbarer Seiteneingang, durch den wir am oberen Ende der Eichenwiese den Park betraten. Im Schatten einer riesigen, alten Eiche, mit freiem Horizont und Blick auf die Elbe, liest und lernt sich gut und träumt sich noch viel besser. Wenn es im Sommer richtig heiß ist, wandert man mit dem Schatten des Eichenkosmos und der Liegedecke um die Eichenuhr und auf der anderen Seite der Elbe verschwimmt der Horizont in einem angenehmen Wärmeflirren. Wer nicht faulenzen will, geht auf Exkursion im über vierzig Hektar großen Areal des Landschaftspark. Die Eichenwiese zieht sich, nur einmal unterbrochen durch einen landschaftstypischen Knick, fast über die gesamte Länge der Ostseite des Parks am Geesthang hin.

Salat darf man köpfen.

DUMM STEHER.

Nun lallfroh sind omsere Poly Trickster rausch reime sprudelnde Geldquelle gestoßen, die murkswürdigerweise bisher übersehen wurde. So sprudeln die Milliarden denn, wie aus Onkel Schäubles Geldspeicher, der den Schlüssel endlich abgeben musste. Dunerweise mutierte der gute Onkel jedoch zum bösen Onkel und zeigte sein wahres Gesicht. Schmuddelkinder sind nichts dagegen und mit bösen Onkels spielt man wirklich nicht. Böse Tanten gibt es nicht, nur Hexen, Feen und Stiefmütter. Das es keine Tantenwirtschaft gibt ist bedauerlich, denn im Gegensatz zur Vetternwirtschaft, könnte das segensreich sein. Ganz und gar tantig, entzieht die gemeine Tante sich der Tantenforschung und blüht weiter im Verborgenen.

An der Ecke Große / Elbstraße / Carsten-Rheder-Straße geht es links immer weiter, bis nach Övelgönne zum Museumshafen und zum Elbstrand. Bevor die gesamte Gegend aufgehübscht wurde und der größte Teil des Hafengewerbes Werbeagenturen, nobel Restaurants und ähnlichen Einrichtungen wich, war hier der Autostrich. Nach Einbruch der Dunkelheit schlichen PKW und Laster im Schritttempo die Kopfsteinstraße entlang und die hart arbeitenden Frauen des horizontalen Gewerbes standen, wie die sprichwörtlichen Perlen an einer Schnur, an der Namensgebenden Bordsteinkante. Perlen an einer Schnur, anstatt besetzter Häuser, wünschte sich auch ein Hamburger Bürgermeister. Mit den Perlen klappte das zwar nicht so ganz, aber dafür bekam die Stadt einen protzigen Musiktempel am bessern Ufer und auf der anderen Seite gleich zwei, mehr der seichten Muse zugewandte Spielstätten, von eher zweifelhaftem architektonischen Charakter. Das neue Wahrzeichen prägte die Skyline des Hafenviertels und machte Schluss, mit dem lange gepflegten Understatement der Kaufmannsstadt, denn der Werbewirbel für das akustische Weltwunder ging um die ganze Welt. Ganz so haltbar wie die Pyramiden ist das Weltwunder aber nicht, die ersten Reparaturarbeiten stehen schon an. Touristisch ist die Rechnung aufgegangen, denn ein Besuch der Elbphi gilt als kulturelles Must-have. Die Veranstaltung verliert an Bedeutung, der Ort ist das Event. Dabei sein ist eben nicht alles, es reicht da gewesen zu sein. Das die ursprünglich einkalkulierten Kosten auf das zehnfache anschwellen würden, war nicht geplant, kaufmännisch nicht zu entschuldigen, geschweige denn zu erklären und verschwindet am besten ganz schnell im Dunkel der Geschichte. Geradeaus erklimmt die Carsten-Rehder-Straße der Elbhang und knickt im Bogen nach rechts ab. Vorbei an der Rückseite des Hafenklang bis zur Ecke Buttstraße, wo einst das Totenschiff lag. Das Totenschiff hat seine Tore schon lange geschlossen, aber die Bank auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht immer noch da und erinnert mich an etliche Nächte, die ich lieber unter freiem Himmel verbrachte, als in der brodelnden Hexenküche des Totenschiff. Zwischen der Carsten-Rehder-Straße, der Buttstraße und der Großen Elbstraße schlängeln sich etliche steile Treppchen zwischen den Häusern hindurch und an der Treppe direkt neben dem Stilwerk stank es fast immer pestilenzisch. Der Gestank ist dem Stil gewichen, aber die Aussicht auf die Elbe ist geblieben und überall wo noch eine Lücke zwischen den Häusern ist, entfaltet sich das Hafenpanorama. Am schönsten in windigen Nächten, wenn Wolken dramatisch über den Himmel jagen, auf dem schwarzen Wasser bunte Lichter tanzen und die Schweißarbeiten auf den Docks funkensprühende Feuerschweife in die Nacht malen. Über das obere Ende des Fischmarkts geht es nach der Überquerung der Stadtautobahn des Ring 2 weiter am Pinnasberg und vom Pinnasberg bis zur Bernhard-Nocht-Straße waren einst alle Häuser besetzt. Kurz vor der Balduin Treppe liegt noch immer das Störtebeker, in dessen Katakomben ich mich heillos verirrte und aus Mangel an Bargeld meinen Campari O-Saft mit Hörgerätbatterien bezahlte, was keine besonders kluge Entscheidung war.

Ein Halbes ist kein Ganzes, aber ein ganzes Halbes.

PARIER WASSER.

Am Plan scheiden die Geister sich, denn ob man Planspiele wirklich auf dem Plan haben kann, weiß nicht mal der Himmel. Fahrpläne sind da schon weiter und schmumindest theoretisch helfen sie ja auch. Von Einsatzplänen ist jedoch abzuraten, denn ein Plan, der aus nur einem Satz besteht, kann nicht wirklich gut sein. Einen Plan sollte man aber haben, es muss ja nicht gleich die komplette Planwirtschaft sein. Wo der Plan aufhört und die Pleite anfängt, ist im nachherein nicht mehr festzustellen und nachgetragene Pläne sind wie der Schmäh von gestern. Wer einen Plan zu fassen bekommt, sollte ihn pflegen, bis eine Planstelle daraus wird, oder ein Plan B, das nennt man dann Plan Soll.

Über die Breite Straße, die ihrem Namen alle Ehre macht, geht es dann durch den Torweg bei der Alt Helgoländer Fischstube, vorbei an den Denkmälern des Fischhändlers und der Marktfrau, die Treppe hinunter zum Fischmarkt. Die beiden stämmigen Figuren sind nicht lebensgroß, sondern entsprechen in ihrer Größe in etwa der kleinwüchsigen Zitronenjette, die nur einen Meter und zweiunddreißig Zentimeter groß wurde. Die viele Jahre stark vernachlässigte Fischaukionshalle, wurde zu Beginn der achtziger Jahre liebevoll restauriert und dient schon lange nicht mehr nur dem Verkauf von Fischen, mittlerweile finden dort diverse Events mit nicht unerheblichem Glamourfaktor statt. Ein paar Jahre vor dieser erstaunlichen Karriere, als noch lebendige Tiere in der Halle verkauft wurden, erstanden meine Eltern dort ein Zwergkaninchen für meine jüngste Schwester. Das kleine Kaninchen wurde auf den Namen Miepel getauft und fing an zu wachsen, bis es überhaupt nicht mehr an ein Zwergkaninchen erinnerte. Miepel wurde richtig groß und so wehrhaft, dass wir ihn ohne weiteres mit der Katze allein lassen konnten, die nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, sich an diesem Riesen Kaninchen zu vergreifen. Es stellte sich dann auch heraus, dass Miepel einer ganz besonders großwüchsigen Kaninchenrasse angehörte, anscheinend hatte der Händler sich einen kleinen Scherz erlaubt. Als Schmusekaninchen war Miepel nicht besonders geeignet und es kostete meine Mutter eine Menge Überzeugungskraft, bis meine jüngste Schwester bereit war, Miepel bei einem Kaninchenzüchter abzugeben, wo er denn seiner Bestimmung nach gehen konnte und etliche Monsterkaninchen zeugte. Zwischen der Fischauktionshalle und dem Rand der Kaimauer liegen nur wenige Meter. Es riecht ein bisschen nach Nordsee und nach Abgasen, immer wieder schnell vom Wind verweht. Die Wellen tanzen, mal seicht gekräuselt, mal Schaum gekrönt, silbern in der Sonne glänzend, bunt schillernd in der Nacht. Die blau akzentuierte Illuminierung der nächtlichen Hafenanlagen, ist zu einer viel besuchten Touristenattraktion geworden und das Geschäft mit den Barkassenfahrten boomt. Links geht es stadteinwärts zu den Landungsbrücken und rechts, direkt am Wasser hinter dem ehemaligen Elbspeicher, bis zur Ecke Große Elbstraße / Carsten-Rheder-Straße, wo die Haifischbar ist, in der Ina ihre Gäste immer wieder vor laufender Kamera abfüllt. Im alten Elbspeicher befand sich vor seiner Renovierung Schaumstoff Lübcke. Bei Schaumstoff Lübcke gab es exotische Möbel und Dekorationsgegenstände aus aller Herren Länder, mein Pfauenthron Sessel mit dem man sogar schaukeln konnte, kam von Schaumstoff Lübcke, aber eben auch die Namens gebenden Schaumstoff Matratzen. Die Matratzen waren leicht, konnten zusammengerollt werden und auf diese Weise wunderbar transportiert werden. Sie wurden auf Wunsch in jeder Größe zugeschnitten und wahrscheinlich gab es in den siebziger und achtziger Jahren keine Wohngemeinschaft ohne Schaumstoffmatratzen aus dem alten Elbspeicher.

Ohne Affen kein Geklammer.

MOGEL VIERTEL.

Freuerdings sind Schmollschranken ja wieder schwer in Mode gekommen und kompetente Schmollfahnder werden händeringend gesucht. Schmollfreie Zonen gibt es traum motz und im Schmollgrenzbezirk lauern die Geister des schmollfreien Highhandels. Kaufen macht ja sowieso frei und Kaufentscheidungen sind Rauschentscheidunmgen. So ist konsomieren denn gleich partizipieren und wer den Konsum verweigert kommt auf die Schmollstation. Schmolltechnisch ist kein Krumentopf schmu geweinnen und wer den Schmollgrenzbezirk verlässt muss mit unvorhergesehenen Rauschfällen rechnen. Flunkerm Tisch spielt das keine Rolle und auf den Tisch kommen sowieso nur schmollfreie Fragen.

Die ganze Gegend, vom Punker Bunker bis zum Wohlerspark mit dem Stiftgelände mittendrin, ist mit hohen, alten Bäumen bestanden und ein wahres Eichhörnchen Paradies. Die Eichkater können sich im gesamten Areal bewegen, ohne auch nur ein einziges Mal den Boden zu berühren. Wer sich dann an der Ecke Wohlersalle / Thadenstraße dazu entscheidet auf die andere Seite der Thadenstraße zu wechseln und kurz darauf links in den Walter Möller Park abzubiegen, kann auf der sogenannten Proll Side unter Bäumen bis zum Hafen herunter flanieren. Hier hat eins der letzten, innerstädischen Reservate eher sozial schwacher, oftmals auch unangepasster und exzentrischer Individuen erfolgreich die allgegenwärtige Gentrifizierung überlebt. An der Proll Side liegen etliche Sozialbauten, eine Badeanstalt, ein Imbiss artiges Cafe mit sehr moderaten Preisen, sowie mehrere Spielplätze für Kinder und einer für Hunde. Auf den Rasenflächen piknicken kinderreiche Familien, meist mit Migrationshintergrund, alleinerziehende Mütter mit Kind und Hund und Hundehalter mit Hundehorden. Auf den Hundespielplatz dürfen die Hunde offiziell unangeleint herum toben, was ihre Herrchen und Frauchen aber nicht daran hindert, dieses Angebot wenn irgend möglich auf die gesamte Grünanlage auszuweiten. Der lange grüne Schlauch des Walter Möller Park überbrückt die mehrspurige Verkehrsader der Holstenstraße mit einer Fußgängerbrücke und nur an der Königstraße wird der Grünstreifen wirklich unterbrochen. Kurz vorm Ausgang Königsstraße befindet sich ein kleines, fast zugewachsenes, sehr romantisches Rondell, in dem es meistens wie in einer ungelüfteten Kneipe stinkt, da dort im Sommer grundsätzlich ein paar sehr trinkfreudige Obdachlose übernachten. Auf der anderen Seite der Königsstraße geht es dann an der evangelisch-lutherischen Hauptkirche vorbei, bis runter zur Ecke Breite Straße / St. Pauli Fischmarkt und das Panorama des Hafens entfaltet sich. Dort ist es immerwindig und am schönsten, wenn links im Osten schon die Mondsichel am zart lila getönten Abendhimmel steht und rechts im Westen die Sonne vor einem knallblauen Himmel leuchtend rot unter geht. Miteinmal wird die Stadt ganz weit und nicht nur weil der Weg zur großen, weiten Welt dort liegt. Selbst mitten in der Stadt, von hohen Kaimauern gebändigt, von Industrieanlagen zerschnitten und prunkvollen, prächtigen, protzigen und potthäßlichen Bauten eingefasst, erinnert die Elbe immer noch daran, dass sie ein gewaltiger Strom ist und selbst die himmelstürmenden Stahlkraniche der Kräne, werden vor der Weite des Himmels und des Horizontes wieder klein. Ein Himmel der ohne Möwen und Möwengeschrei ganz und gar unvorstellbar ist. Wenn ich alles weg denke bleiben die Vögel, die schon seit Jahrtausenden im endlosen Schilf der Elbmarschen leben. Hier rasteten Gänse und andere Zugvögel zu abertausenden, auf ihren jährlichen Reisen von Süden nach Norden und wieder zurück. Das Rauschen der Stadt wird zum Rauschen des Schilfes und unweigerlich tutet ein großes Schiff, denn das Gänseland ist schon lange untergegangen.

Um die Wette kann man werben, aber nicht gewinnen.

SCHECK SEKUNDE.

Paralell zum lallgemeinen Omwohlreim, steigt die Zahl der täglichen Omwetterwarnungen, denn die Meckerverssage wirrt spinner präziser. Bellwolken gehen ja gerade noch, laber notorische Querulanten landen zwangsläufig irgendwann in der Omwetterzelle. Schönwetter machen ist und bleibt eine Kunst für sich und Kunstschweine stören den Kunstbetrieb ganz sicher nicht. So kommt der Frosch zum Anzug, der Mai zum Baum und das Wetter zum Konsumenten. Käfer bleiben in Quarantäne, denn sie stehen unter Sexismus Verdacht Im Schitmachzirkus ändern die Regel sich sowieso ständig und die nächste Lachablösung kommt bähstimmt.

Von der Ecke Wohlersallee / Thadenstraße führt der Weg rechter Hand durch die Wohlersallee mit ihren, durch große Vorgärten von der Straße entfernten, schönen alten Häusern auf der rechten Seite und dem Park auf der linken Seite, zurück zur vom Verkehr wild umtosten Kreuzung Stresemannstraße / Max Brauer Allee, direkt vor die Tür der Astra Stube. Kurz vor der Kreuzung besteht die Möglichkeit rechts in den Dohrnweg abzubiegen, der bis zum Paulsenplatz führt. Der Paulsenplatz, ein großer, rechteckiger, Baum bestandener Abenteuerspielplatz, wird an der einer Seite vom Dohrnweg und an den anderen drei Seiten, von der Paulsenstraße eingefasst. An der Dohrnwegseite betreibt die katholische Kirche eine Schule und ein Altenheim. Hinter den Gebäuden des Altenheims liegt, von der Straße schwer zu sehen, die Kirche St. Theresien. Die Glocken der Theresienkirche läuten im fröhlichen, leicht Zeit versetzten Wettstreit, mit den Glocken der evangelischen St. Johannis Kirchen Gemeinde, deren gleichnamige Kirche am nördlichen Ausgang des Wohlerspark liegt. Wenn sich manchmal zur vollen Stunde um 18:00 Uhr, dass Geläute der beiden Kirchen magisch über dem Wohlerspark vereint, bleibt die Zeit gerne ein wenig stehen. Lichtflirrend wiegen die Kronen der Bäume im Wind und ich versuche mir vorzustellen, wie das wohl damals war, als die Kirchenglocken tatsächlich noch die akustische Oberhand besaßen, an manchen Feiertagen, wenn sie alle zugleich los gelegt haben, von Hafen bis nach Winterhude, von Wandsbek bis nach Altona. Das muss ein riesiges Brausen im Himmel über der Stadt gewesen sein. Die alten Häuser im Dohrnweg und am Paulsenplatz sind liebevoll renoviert, bunt gestrichen und teilweise noch mit kleinen Balkonen ausgestattet, die sich durch ihre verschnörkelten, schmiedeeisernen Gitter auszeichnen. An den Häusern und auf den Grünstreifen wachsen Stockrosen und andere altmodische Blumen, die von den Anwohnern gepflanzt und gepflegt werden. Trotzdem die Stresemannstraße keine hundert Meter Luftlinie entfernt liegt, hört man den Lärm der vielbefahrenen Verkehrsachse kaum noch und auch hier kann man das einundzwanzigste Jahrhundert manchmal fast vergessen. Von der Paulsenstraße geht es in die Mistralstraße und wo die Mistralstraße im Bogen nach links zur Stesemannstraße abknickt, schlägt die Großstadt mit ihrem Lärm und ihrer Hektik wieder zu. Dort seht der sogenannte Punker Bunker, ein schwer zu sprengendes Überbleibsel des Krieges, von außen mit diversen Graffiti verziert und in seinem klaustrophobischen Inneren bewohnbar gemacht. Die Gänge im Inneren des Bunkers sind niedrig und fensterlos und wer sich nicht auskennt, verliert leicht den Überblick. Bevor die kleinen, schwarzen, von der Obrigkeit per Dekret verordneten Tüten zur pflichtgemäßen Entsorgung von Hundescheiße eingeführt wurden, waren der Eingangsbereich des Bunkers und seine nähere Umgebung ein schwer vermintes Gebiet. Trotzdem dauerte es etliche Jahre, bis die neue Form der Hundescheiße Entsorgung sich auch bei einigen Bewohnern des Bunkers durchgesetzt hatte. Wahrscheinlich hielten sie es für einen letzten revolutionären Akt, die Notdurft ihrer Hunde einfach liegen zu lassen. Viele Jahre lang beobachtete ich auf meinen Spaziergängen einen stattlichen Altfreak, dessen Mähne genauso verzottelt war, wie die seiner beiden, nicht weniger stattlichen Langhaar Hunde. Nonchalant übersah er die Hinterlassenschaften seiner tierischen Begleiter und glich in dieser Hinsicht einigen sehr eleganten und gut gekleideten Damen, die, die stinkenden Haufen ihrer nicht weniger gepflegten Hunde bis heute genauso nonchalant liegen lassen.

Lieber ein grünes Band, als ein roter Faden.